Seit Mitte März 2020 herrschten strenge Ausgangsbeschränkungen in Österreich. Die Schulen waren zu, fast alle Geschäfte geschlossen, viele mussten von zu Hause aus arbeiten oder lernen, einige haben auch ihre Jobs verloren. Unsere Bewegungsfreiheit war sehr eingeschränkt, plötzlich war es nicht mehr möglich, Freund*innen und Familienangehörige zu treffen. Stattdessen waren Telefonieren, Chatten, Video-chatten, Insta, Whats App und andere Plattformen angesagt. Auch in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mussten wir erfinderisch sein, um unsere Arbeit im „Homeoffice“ und mit „Social Distancing“ fortsetzen zu können.
Um die Erinnerungen der Kinder, Teenager und Jugendlichen an diese Zeit ein wenig festzuhalten, haben wir Anfang April begonnen über Telefon Interviews mit ihnen zu führen.
Zu Beginn war uns noch nicht ganz klar, ob und wie das funktionieren wird. Schließlich entschieden wir uns, die Gespräche mit Diensthandys über den Lautsprecher zu führen und mit einem Aufnahmegerät oder einem anderen Handy aufzunehmen. Natürlich sind auch Rauschen und Rascheln dabei, aber ja, das gehört zur Corona-Zeit dazu und unsere Ohren haben sich an diese Störgeräusche gewöhnt.
In den Gesprächen wollten wir erfahren, wie es ihnen geht bzw. gegangen ist, wie sie diese Zeit verbracht haben bzw. verbringen, was sie vermisst haben, welche Herausforderungen es gab und was sie vielleicht auch Neues dazu lernten. Auch fragten wir, ob sie glauben, dass sich die Welt nach Corona ändern wird und wenn ja, wie.
Die Interviews halfen uns einerseits den Kontakt mit unserer Zielgruppe aufrecht zu erhalten und auf kreative Weise mit dieser Krise umzugehen. Auf der anderen Seite war und ist es uns ein großes Anliegen, die Gefühle und Erfahrungen von Kindern, Teenagern und Jugendlichen festzuhalten und ihnen eine Stimme zu verleihen.
Ein Jugendlicher, der vor allem im letzten Jahr sehr regelmäßig das Tonstudio in unserer Einrichtung nutzte, hat in den ersten Wochen von Corona zu Hause einen Beat gebastelt, den wir für die Sendungen nutzen konnten – Danke Hossein dafür!
Ursprünglich dachten wir an kurze zusammengeschnittene Podcasts aus verschiedenen Gesprächen. Zum Glück war ein Kollege sehr motiviert am Schneiden. Wir entschieden uns dann, die einzelnen Gespräche zwar zu kürzen und manche „ähs“ und Wiederholungen raus zu schneiden, jedoch im Großen und Ganzen die gesamten Gespräche hochzuladen.
Im Moment sind sie auf unserer Homepage zu finden und werden über Facebook und Insta verlinkt. Weiterführend überlegen wir, die Sendungen über Radio Orange oder andere Podcast-Plattformen zu verbreiten.
Auch nach den Lockerungen wollen wir das Projekt weiterführen, vielleicht mit anderen Fragestellungen oder Schwerpunkten, bzw. auch die Kinder, Teeanger und Jugendlichen zu motivieren, selber kurze Sendungen zu machen. Radio macht Spaß und kommt unserer Erfahrung nach auch bei jungen Menschen gut an. Daher wollen wir Radio Juvivo weiterführen, ausbauen, uns vernetzen, und sind offen für weitere Ideen 🙂
Links
https://juvivo.at/juvivo09/radio-juvivo-corona-gespraeche