Jede Woche holt der Aktivspielplatz Rennbahnweg von einer Sparfiliale in der Großfeldsiedlung Waren ab, die laut Vereinbarung „einwandfrei, aber unverkäuflich“ sind. Also Obst- und Gemüse, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen, aber auch Milchprodukte, Snacks, Backwaren oder auch mal Blumen.
Diese bilden die Grundlage des täglichen „Gusto-Körberls“. Diese „Jause“ kann verschiedene Funktionen erfüllen: Die Zielgruppe lernt gesunde Lebensmittel kennen, der akute Hunger wird gestillt (und dadurch das Wohlbefinden gesteigert), weiters erfolgt auch eine Auseinandersetzung mit Ernährung, dem MHD, mit Inhaltsstoffen, Gesundheit und Nachhaltigkeit.
Wichtig ist uns, dass wir damit nicht den Eltern die Aufgabe der Ernährung abnehmen und klären auch darüber auf. (Laut Kinderrechtskonvention haben Kinder übrigens ein Recht auf gesunde Ernährung). Je nach Rahmen und Möglichkeiten (und pandemiebedingten Einschränkungen) wird auch gemeinsam gekocht, oder seitens der Zielgruppe eifrig bei der Zubereitung mitgeholfen.
Die Kooperation hilft auch, Vorurteile abzubauen, sowohl in unseren Köpfen, als auch in Köpfen der Kinder und Jugendlichen: Salat ist erstaunlich beliebt, und manches Gemüse wie beispielsweise Fenchel machte einen Imagewandel durch. Auch „Polenta“, „Romanesku“ oder „Pastinake“ wollten probiert werden.
Immer wieder erfolgte auch Aufklärung über Herstellung von Lebensmitteln: „Igitt, der is bestimmt schimmlig, der Käse“ – „Ja klar, und das ist auch richtig so – weil ohne Edelschimmel gäbs keinen Camembert“. Wir lasen viele Etiketten, ergründeten gemeinsam, wo wieviel Zucker drinsteckt, wo etwas herkommt und was „vegan“ oder „halal“ bedeutet und informierten, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht gleichbedeutend ist – für „tödlich ab“, sondern wir eher unseren Sinnen vertrauen können. Braune Bananen sehen innen oft noch einwandfrei aus, und spätestens in der Bananenmilch lassen sich auch die Skeptiker*innen diese gut schmecken.
Weitere Highlights: Pizza aus dem eigenen Pizzaofen (manchmal auch aus Dinkel-Vollkornmehl), Erdäpfel-Gratin, oder Gemüsesuppe nach Art des Hauses. Auf Nachfrage geben wir auch Rezepte weiter, wofür sich manchmal auch Eltern herzlichst bedankten.
Zur Entstehungsgeschichte:
Vor Jahren bemerkten wir, dass Hunger bei unserer Zielgruppe oft Thema war, woraufhin wir täglich Äpfel kauften und verteilten. Um unser Budget zu entlasten wurden Alternativen überlegt, und schließlich ergab sich alles von selbst: In der Zeitung erfuhren wir von einem Projekt namens „Nachhaltige Donaustadt“ und einer Rahmen-Kooperationsvereinbarung von „Plansinn“ und „Spar Österreich“; erste Kontaktaufnahme per Mail folgte und keine 2 Wochen später hatten wir mit einer Filiale einen Vertrag unterzeichnet.
Da wir oft viel größere Mengen Lebensmittel übernehmen, als wir verarbeiten können, kooperieren wir weiter mit der Behindertenwerkstätte „Geh mit uns“ aus Gerasdorf, die uns wöchentlich besuchen und Überschüsse weiterverwerten. Manche Produkte wie Baby-Sachen geben wir an das lokale Nachbarschaftszentrum weiteres, trockenes Brot an einen Pferdewirten, weitere Reste an den Fairteiler, und als letzte Option bleibt der eigene Komposthaufen, der die Grundlage für den eigenen Gartenbau am Rennbahnweg bildet, doch dies ist eine andere Geschichte!
Verena Horsky vom ASP Team am Rennbahnweg