Illustration von Thomas Fatzinek.
In der Kinder- und Jugendarbeit sollte Inklusion eine zentrale Rolle spielen. Genderinklusive Ansätze sorgen dafür, dass junge Menschen unabhängig von Geschlechtsidentität oder -ausdruck willkommen sind. Wenn zusätzlich Beeinträchtigungen berücksichtigt werden, entstehen Räume, in denen wirklich alle Kinder und Jugendlichen teilhaben können – nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Vielfalt.
Workshops, die diese Themen gezielt aufgreifen, tragen dazu bei, Fachkräfte zu sensibilisieren und inklusive Angebote zu gestalten, die niemanden ausschließen. Gerade in einer zunehmend diversen Gesellschaft ist es wichtig, Barrieren – sowohl sichtbare als auch unsichtbare – aktiv abzubauen.
Workshops zur genderinklusiven Arbeit mit Fokus auf Beeinträchtigungen verfolgen mehrere Ziele:
- Bewusstsein schaffen: Verständnis für verschiedene Genderidentitäten und Beeinträchtigungen entwickeln.
- Barrieren erkennen und abbauen: Sowohl physische als auch soziale Hindernisse identifizieren und reduzieren.
- Methoden kennenlernen: Praktische Werkzeuge für eine inklusive, respektvolle Pädagogik erhalten.
- Empowerment fördern: Kinder und Jugendliche in ihrer Identität und ihren Fähigkeiten stärken.
- Vielfalt wertschätzen: Unterschiedliche Lebensrealitäten als Bereicherung sehen.
Ein gut gestalteter Workshop könnte folgende Elemente beinhalten:
- Sensibilisierung für Beeinträchtigungen: Verständnis für sichtbare und nicht-sichtbare Behinderungen.
- Barrierefreie Kommunikation: Leichte Sprache, Unterstützte Kommunikation, nonverbale Methoden.
- Praxisübungen: Rollenspiele, Selbsterfahrungen (z.B. mit Simulationsbrillen oder Rollstühlen).
- Reflexion eigener Haltungen: Arbeit an Vorurteilen und Unsicherheiten.
- Handlungsstrategien entwickeln: Konkrete Ansätze zur Gestaltung von inklusiven Angeboten.
Beispiel: Workshop „Vielfalt sichtbar machen“ – Genderinklusive und barrierefreie Jugendarbeit
Ein Jugendzentrum plant eine Workshop-Reihe, um die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen inklusiver zu gestalten. Ein besonderer Fokus soll auf den Bedarfen von jungen Menschen mit Beeinträchtigungen und unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten liegen.
Ablauf:
- Begrüßung und Einstieg: Teilnehmer*innen sammeln Begriffe, die sie mit „Vielfalt“ verbinden.
- Themeninput: Kurze Einführung in die Begriffe Genderidentität, non-binär, Intergeschlechtlichkeit sowie verschiedene Arten von Beeinträchtigungen.
- Gruppenarbeit: Kleingruppen bekommen Profile von Jugendlichen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und diskutieren: Welche Barrieren könnten sie erleben? Wie können wir sie abbauen?
- Praxisübung: Eine Schnitzeljagd durchs Jugendzentrum – mit Aufgaben, die das Gebäude aus der Perspektive einer Person mit Rollstuhl oder einer Person mit Sehbeeinträchtigung erlebbar machen.
- Reflexion: Was hat überrascht? Was können wir direkt verändern?
- Ergebnis: Jede*r Teilnehmer*in entwickelt eine kleine Maßnahme für die eigene Arbeit – z.B. Erstellung von barrierefreien Flyern oder Einführung von geschlechtsneutralen Toiletten.
Genderinklusive und barrierefreie Kinder- und Jugendarbeit ist keine Kür, sondern eine zentrale Voraussetzung für echte Teilhabe. Workshops bieten eine wertvolle Möglichkeit, Wissen zu erweitern, eigene Vorurteile zu reflektieren und konkrete Handlungskompetenzen aufzubauen. Gerade durch fiktive Fallbeispiele, Selbsterfahrungsübungen und kreative Praxisideen können Fachkräfte dafür sensibilisiert werden, Vielfalt nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv zu fördern.
Gibt es eigentlich eine sonderpädagogische Kinder- und Jugendarbeit? Ja, nur ist sie meistens nicht sichtbar oder findet nur in speziellen Einrichtungen statt, wie Tagesstätten und betreuten Wohneinrichtungen. Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen im Jugendzentrum haben noch einen Seltenheitswert, aber es gibt sie.
Autor: Philipp Leeb für Verein poika