Ohne zu viel vorweg zu nehmen: Wir finden – vor allem in Kombination mit unserem Instagram-Account – sehr! Aber warum, und wie haben wir das verbunden? Wie kommen wir von Instagram zu einer Live-Wasserschlacht?
Durch unser neues Social-Media-Konzept haben wir begonnen, zielgruppenorientierte Onlinearbeit mit unserer bisherigen Offlinearbeit zu verknüpfen. Die Idee war, eine interaktive Geschichte bei Instagram für und mit den Jugendlichen zu machen, denn partizipative Angebote sollten nicht nur im Jugendtreff passieren, sondern auch online.
Begonnen haben wir damit, Jugendliche in unserer Instagram-Story zu fragen, wo wir einen heißen Sommertag verbringen sollen – im Park oder im Gemeindebauhof. Am Tag darauf wurde gefragt, wie wir dort diesen Sommertag verbringen sollen – Wasserschlacht oder im Schatten liegen waren die Optionen. Die Entscheidung fiel mit über 90% auf die Wasserschlacht und so folgte die nächste Frage – wer aus dem Jugendarbeitsteam abgeschossen werden soll. Jede*r Betreuer*in hat ein Statement in Form eines kleinen Videos online gestellt und danach durften die Kids (ohne Konsequenzen natürlich) auswählen, wer abgeschossen werden soll.
Zusätzlich dazu wurde von den eigenen Accounts der Jugendarbeiter*innen gegeneinander Stimmung gemacht – hierbei konnten wir gut zeigen, dass Konkurrenzkämpfe und „Streitigkeiten“ auch ohne jegliche Form der Gewalt und sogar freundschaftlich ausgefochten werden können. Es war übrigens auch sehr lustig für uns, solche Stories zu erstellen!
Am letzten Tag kam es nach der Auswahl und einem Countdown zu der angekündigten Wasserschlacht. Es waren einige Jugendliche anwesend und wir alle hatten sehr viel Spaß. Dieser Event wurde für die, die nicht kommen konnten oder nicht nass werden wollten, via Live-Video mitgefilmt und übertragen.
Anfangs war die Beteiligung eher verhalten (bei der ersten Story knapp 20 abstimmende Personen), es wurde aber jeden Tag mehr. Vor dem Abschluss haben wir durch tägliche Postings die Spannung erhöht und laufend den Status der Aktion aktualisiert – dadurch wurde auch das Interesse der Mitmachenden immer größer, was auch an den statistischen Zahlen (Abstimmende und Anschauende) sichtbar wurde. Bei der Abstimmung, wer abgeschossen werden sollte, beteiligten sich schließlich über 60 Personen. Viele haben uns Nachrichten geschickt, es gab zahlreiche lustige Chatverläufe und wir haben das Gefühl, alle hatten großen Spaß damit.
Die Ergebnisse, wer wen ausgesucht hat, waren zwar nicht ganz unerwartet aber doch spannend, anschließend zu reflektieren. So haben viele männlich*-gelesene Jugendliche, deren Eltern/Großeltern oder welche selbst aus der Türkei abstammen, für den Einrichtungsleiter abgestimmt, sogar jene, die uns nur über Instagram kennen. Unsere Vermutung ist, dass eine solche Gelegenheit, den „Abi“ (türkisch: älterer Bruder) ohne jegliche Konsequenzen abzuschießen, eine ganz ungewohnte und coole Möglichkeit war.
Einen erwachsenen Mann, mit dem sie sonst meistens „ernsthafte“ Themen besprechen, bei einer solchen „kindischen“ Aktion zu erleben und die Erfahrung zu machen, dass erwachsene Männer nicht immer nur ernsthafte und ernstzunehmende Respektspersonen sind, war schon vor der Abstimmung ein wichtiger Aspekt für uns. (Leider hat er nicht „gewonnen“, aber nass wurde er trotzdem 😊)
Natürlich haben auch Themen wie Beziehung, Geschlecht, sprachlicher Hintergrund und die Aussage der Videostatements eine Rolle bei der Abstimmung gespielt. Die wenigsten Stimmen gab es für Asena, dicht gefolgt von Mario – beide sind relativ neu im Team. Die meisten Stimmen habe ich, Pamina bekommen – ich habe eine provokante, lustig herausfordernde Aussage beim Videostatement gemacht, außerdem bin ich eher eine Person, mit der Jugendliche viel scherzen und lachen – da werden also auch normalerweise weniger Konsequenzen für lustigen Blödsinn erwartet. (Es war übrigens auch meine Idee – oje!).
Wir als Team hatten, wie bereits oben erwähnt, sehr viel Spaß an der Aktion, was auch die Jugendlichen gemerkt haben und sich folglich besser darauf einlassen konnten. Durch die Abstimmungen und die Nachrichten konnten Beziehungen aufgebaut- und vertieft werden. So wurden danach zum Beispiel auf einmal Gespräche mit Jugendlichen geführt, welche bisher gerade Mal ein „Hallo“ für uns übrighatten bzw. haben wir mit Jugendlichen geschrieben, die wir noch nie persönlich getroffen haben.
Nach diesen Ergebnissen finden wir, dass eine Wasserschlacht in Kombination mit der digitalen Jugendarbeit ein super Tool sein kann, um Respekthierarchien und „alters- bzw. geschlechtstypische“ Verhaltensweisen in Frage zu stellen. Sie ist in dieser Form auch sehr effektiv, um ins Gespräch zu kommen und Jugendlichen den Sommer, den viele in Wien verbringen, zu versüßen. Und überhaupt, wer mag schon keine Abkühlung an heißen Tagen?
Nächsten Monat haben wir schon eine neue interaktive Geschichte auf Lager – Stay tuned!
Für mehr Informationen besucht unsere Facebookseite „JUVIVO.21“ oder Instagram „juvivofloridsdorf“.