In der Stadt ist es für Kinder oft gar nicht so einfach, einen geeigneten Ort zum Spielen zu finden. Zwar gibt es viele schöne Spielplätze – doch der Weg dorthin ist für viele Kinder nicht allein zu bewältigen. Und direkt vor der Haustür? Da ist meist nur eine Straße – mit parkenden Autos, viel Verkehr und kaum Platz für Bewegung oder Fantasie.
Dabei ist Spielen für Kinder weit mehr als bloßer Zeitvertreib: Es macht Spaß, fördert die Gesundheit und ist zentral für ihre körperliche, soziale und geistige Entwicklung. Kinder brauchen Platz – nicht nur auf Spielplätzen, sondern überall in der Stadt!
Genau deshalb organisiert der Verein JUVIVO temporäre Spielstraßen in Wien. Für einen Nachmittag wird dabei eine Straße komplett für den Autoverkehr gesperrt – und gehört nur den Kindern. Keine fahrenden Autos, keine Gefahr – dafür jede Menge Platz zum Rennen, Malen, Bauen, Lachen und Spielen!
Denn fahrende Autos sind gefährlich – und parkende Autos nehmen viel Raum ein. Jedes Auto braucht rund 10 m² Fläche. Auf so einem Platz könnte genauso gut ein Kletterturm stehen – ein Ort zum Toben, an dem alle Kinder etwas davon haben. Warum also nicht den öffentlichen Raum zeitweise zurückerobern?
Wien ist eine kinderreiche Stadt: Rund 370.000 Kinder und Jugendliche leben hier – jede*r Fünfte ist unter 18 Jahren. Etwa die Hälfte ist sogar jünger als 10. Doch so beeindruckend diese Zahl auch ist – sie wird von einer anderen übertroffen: In Wien gibt es über 880.000 Autos. Das bedeutet: Auf jedes Kind kommen mehr als zwei Autos.
Eine Spielstraße ist für alle da! Ob Straßenkreide, Kartenspiele, Riesen-Seifenblasen oder Jongliersachen – das Angebot ist bunt und vielfältig. Kinder können mit ihren eigenen Rollern oder Fahrrädern kommen und sich auf einem selbstgebauten Slalom-Parcours austoben. Große Schwungtücher flattern im Wind, und mit bunten Malsachen wird die Straße zu einer echten Kreativfläche.
Natürlich dürfen auch Erwachsene mitspielen – Spielstraßen sind Begegnungsräume für das ganze Grätzl. Und das Beste: Wenn der Tag vorbei ist, bleibt etwas zurück – bunte Kreidezeichnungen, neue Freundschaften, und das gute Gefühl, dass auch Kinder in der Stadt Raum bekommen haben.
Spielen ist kein Luxus, sondern ein Recht – so steht es auch in der UN-Kinderrechtskonvention. Beim Spielen lernen Kinder, sich zu bewegen, kreativ zu denken, Konflikte zu lösen und mit anderen zusammenzuarbeiten. Kinder, die nicht spielen können, werden nachweislich häufiger krank.
Spielstraßen setzen ein starkes Zeichen: Kinder gehören in die Mitte der Gesellschaft – und in den Mittelpunkt der Stadtplanung.
Die Stadt Wien unterstützt die Idee der Spielstraßen aktiv. Die „wiener spiel!straße“ wird von Vereinen der offenen Kinder- und Jugendarbeit organisiert. Mindestens vier Mal im Jahr verwandeln sich ausgewählte Straßen in lebendige Spielräume. Seit 2012 steht das Projekt für die Rückeroberung der Straße als Lebensraum für Kinder.
Ein weiteres Format ist „Spielerisch durch Wien“ – eine mobile Spielstraße, die in den Sommermonaten alle Bezirke besucht. Sie wurde 2023 vom Stadtrat für Jugend ins Leben gerufen.
Darüber hinaus entstehen in einigen Bezirken regelmäßig Spielstraßen während der Ferienzeit. Zahlreiche Initiativen setzen sich dafür ein, dass der öffentliche Raum kinderfreundlicher wird – mit kreativen Spielmöglichkeiten entlang des Weges: Klettergeländer, Springstufen, bunte Markierungen auf dem Asphalt.
Erwachsene sehen die Stadt oft als Ort der Wege: schnell von A nach B. Doch Kinder sehen mehr – sie entdecken auf dem Weg neue Spielideen, spannende Orte, kleine Abenteuer. Eine „bespielbare Stadt“ bietet genau das: Raum für Entdeckungen, spontane Spiele und freie Bewegung – auch unterwegs.
Wenn wir schon in einer gemeinsamen Stadt leben – warum dann nicht gemeinsam spielen?
Autor*in: Martin Zeilbauer- Pädagogisch Assistenz Verein JUVIVO- es lebe die Jugend
