Lesen Jugendliche in Zeiten von Smartphone und Internet noch Zeitung? Sind Nachrichten im Fernsehen noch relevant für sie? Wo holen sich die Besucherinnen und Besucher des Jugend- und Stadtteilzentrum come2gether (c2g) die Informationen? Welche Informationen sind ihnen noch in Erinnerung? Mit dem Projekt NEWS haben wir vom c2g Antworten auf einige dieser Fragen bekommen. Außerdem wollten wir unser Besucherinnen und Besucher zu einem kritischen Umgang mit Informationen aus diversen Medien anregen.
Im Jahr 2013 haben wir begonnen, kurze Clips gemeinsam mit den Jugendlichen des c2g zu gestalten. Der Beitrag sollte nicht länger als 2 Minuten dauern und den Input von verschiedenen Jugendlichen gegenüberstellen. Die Fragestellung war jedes Mal dieselbe: „Welche Meldungen sind Dir aus der letzten Zeit in Erinnerung?“ Der fertige Clip wurde auf CU-TV ausgestrahlt.
Nach dem Erfolg der ersten Staffel haben wir im Frühjahr mit den Arbeiten zur Season II begonnen. Im Grunde blieb das Format unverändert, wurde aber durch zwei Spezialausgaben ergänzt. Bei den Dreharbeiten zu Folge 2/II entwickelte sich zwischen zwei Jugendlichen ein Dialog, der von den Aufgaben der Politiker_innen über deren Stellenwert in der Gesellschaft bis hin zu der Frage führte, was die beiden tun würden, wären sie Politiker. Dieser Dialog bildete die Basis für die erste Spezial-Sendung.
Folge 3/II war schon von Beginn an als Sonder-Sendung geplant. Die EU-Wahlen waren der Anlass, mit Jugendlichen des c2g einen Fragenkatalog zu erarbeiten. Die Jugendlichen wollten wissen, was die Wiener_innen über die EU im Allgemeinen und die EU-Wahlen im Speziellen wissen. Werden die Interviews zu NEWS im Regelfall in den Räumen das c2g gedreht, wurde für die Sondersendung das Format der Straßenbefragung gewählt. Darum sind in dieser Folge, im Gegensatz zum Rest der Staffel, eher Erwachsene im Mittelpunkt und die Rolle der Jugendlichen ist auf die der Interviewerin beschränkt.
Die restlichen vier Folgen der Season II folgen zu Beginn noch der Grundidee der kurzen Statements und der Sendungslänge von maximal zwei Minuten. Gegen Staffelende wurde es aber zusehends schwieriger, die Statements der Jugendlichen zu kürzen. Das lag einerseits daran, dass die Jugendlichen die Scheu vor der Kamera verloren. Andererseits hatte sich das Format im c2g etabliert und wurde von den Jugendlichen angenommen. Darum wurde das Format erweitert und die Clip-Länge auf bis zu vier Minuten ausgedehnt.
Ablauf von NEWS
Um das Format NEWS möglichst aktuell zu halten, beginnen die Arbeiten an einer Folge meist eine Woche vor Redaktionsschluss der aktuellen CU-TV-Sendung. Am Beginn steht die Suche nach einem Drehteam (Kamera, Ton), das eine kurze technische Einschulung an der Kamera (Wo schaltet man sie ein? Wo ist der Zoom? Worauf muss ich beim Lautstärkenpegel achten? Welche Einstellungen gibt es, welche kann ich verwenden? … ) bekommt.
Danach macht sich das Drehteam mit Unterstützung des Teams des c2g auf die Suche nach Interview-Partnerinnen und –Partner. Ist die Fragestellung zu Beginn des Drehs noch sehr frei (Welche Meldungen sind Dir aus der letzten Zeit noch in Erinnerung?), wird bei später befragten Jugendlichen auch auf bereits erwähnte Ereignisse eigegangen. (Sagt dir das Wort Hypo etwas? Hast Du auch von …. gehört/ gelesen?)
Im Laufe der Dreharbeiten entwickeln sich dann immer wieder Diskussionen zu den erwähnten Themen. Spannend wird es vor allem dann, wenn die Jugendlichen über Ereignisse berichten, an denen sie selbst (wenn auch nur als Zaungäste) beteiligt waren und für sie die Differenz zwischen selbst Erlebtem und in den Medien Berichtetem offensichtlich wird.
Nach dem Dreh wird das aufgenommene Material gesichtet und geschnitten. Dabei versuchen wir, auch die Jugendlichen einzubinden. Der fertige NEWS-Clip wird dann den Mitwirkenden (Drehteam, interviewte Jugendliche) vorgestellt, bevor er an die CU-TV-Redaktion geschickt wird.
Ziele von NEWS
- Kritischen Umgang mit verschiedenen Medien bei Jugendlichen fördern
- Videokompetenzen (drehen, schneiden) bei den Jugendlichen entwickeln
- Den Jugendlichen eine Präsentationsbühne bieten
- Die Jugendlichen dazu anregen, sich mit den wahrgenommen Nachrichten auseinanderzusetzen und kritisch zu hinterfragen
- Selbstbewusstsein der Jugendlichen steigern
Die Serie News wurde für den Medienpreis des Wiener Bildungsservers in der Kategorie Kinder- und Jugendprojekte nominiert.
Ergebnisse der Diskussion in der Barcampsession (November 2018)
News war nicht die einzige Serie, die im come2gether produziert wurde. Begonnen wurde mit dem Zitat des Monats (Besucherinnen und Besuchern wird ein Zitat vorgelesen und sie müssen dazu Stellung nehmen. Wer hat es gesagt? Was will er oder sie uns damit sagen? Was sagst Du dazu?), danach kam Schön sprechen (Besucherinnen und Besucher wird ein Satz im Wiener Dialekt vorgelegt, sie müssen hinter die Bedeutung kommen), Wie bitte? (Besucherinnen und Besucher werden mit einem Vorurteil konfrontiert. Was sagen sie dazu? Stimmt es? Ist es Blödsinn?). Aktuell läuft im c2g “drüber reden”, ein Diskussionsformat.
Christian Orou, Jugend- und Stadtteilzentrum come2gether