Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist schon sehr lange Thema in der offenen Kinder- und Jugendarbeit und hat schon oft zu Diskussionen geführt und unterschiedliche Methoden hervorgebracht. Eine dieser Methoden ist die offene Teamsitzung. Aber wie genau soll das funktionieren?
Im Jahr 2010 wollten wir der Meinung der Nutzer*innen der Einrichtung von JUVIVO.06 mehr Gewicht geben und so entwickelten wir die Idee der offenen Teamsitzungen. Alle, die unsere Angebote nutzten, sollten mitsprechen können.
Im Nachhinein betrachtet etwas zu motiviert, planten wir 1x pro Monat Termine, an denen die Kinder und Jugendlichen dazu eingeladen wurden, ihre Meinung zu unseren Programmen, Räumen und Ereignissen zu äußern. Damit es auch offiziell wirkt und das Gefühl, mitbestimmen zu können, steigt, fanden die ersten Sitzungen bei uns im Büro statt. Es wurden außerdem Protokolle geschrieben, die wir auf unserer Homepage veröffentlichten.
Also ein sehr transparenter Prozess. Was wir damals aber nicht bedacht hatten, ist, dass das ungewohnte Setting für die Jugendlichen teilweise zu Verunsicherung führte und sie mehr an Situationen erinnerte, die sie nicht positiv bewerteten wie bspw. Prüfungssituationen.
Wir beschlossen daher, das ganze viel niederschwelliger zu gestalten und bereiteten vor unseren zweimal jährlich stattfindenden Programmklausuren Plakate vor, die wir in offenen Betrieben gemeinsam mit ihnen besprachen und wo sie selbst ihre Meinung draufschreiben konnten. Wir machten zu jedem unserer Angebote ein eigenes Plakat. Außerdem gab es ein extra Plakat für Wünsche und Anregungen. Die Methode mit den Plakaten hat den Vorteil, dass sie entspannter sind und man auch mehr Kinder und Jugendliche erreicht, weil sie sowieso schon da sind und nicht gezielt dafür kommen müssen.
Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass der Output überschaubar bleibt und nicht allzu viele neue Ideen entwickelt werden, weil diese Methode eher dazu anregt, sich an der bestehenden Programmstruktur zu orientieren. Es kommt dabei also auch wieder auf das Setting an.
Wenn man der offenen Teamsitzung einen eigenen Termin gibt, bietet dies auch die Möglichkeit, bestehende Themen abseits der Programme zu besprechen, bspw. Hausregeln und die Konsequenzen, wenn diese nicht eingehalten werden etc.
Nach einigen Erfahrungen entschieden wir uns in der Parkbetreuung zumindest einmal jährlich vor der Winterklausur zusätzlich Zielgruppenbefragungen zu machen. Dabei befragten wir sie umfassender als bisher. Also nicht nur, was ihnen bei welchem unserer Angebote gefallen hat und was nicht, plus weitere Wünsche, sondern beispielsweise auch an welchen Themen sie interessiert sind, was sie uns für Feedback geben wollen und ob sie Vorschläge für ein Projekt haben. Das funktionierte sehr gut, die Kinder und Jugendlichen machten gerne mit und konnten sich gut darauf einlassen. Der Nachteil daran ist allerdings, dass es sehr zeitaufwendig ist.
Wünsche zu unseren bestehenden Angeboten (bspw. Ausflüge) können die Kinder, Teenies und Jugendlichen uns zu jeder Zeit mitteilen. Vor den Programmklausuren hängen wir die Plakate auf und besprechen mit der Zielgruppe ihre Anregungen, zusätzlich fragen wir oft noch über Instagram nach ihren aktuellen Wünschen.
Was ist also der richtige Ansatz, um Kinder, Teenies und Jugendliche mitbestimmen zu lassen?
Das kann man wohl so einfach nicht sagen. Bei uns im Team entwickelt sich die Methode der offenen Teamsitzung laufend weiter und hat unterschiedliche Formen angenommen, sie hat aber immer das Ziel, unsere Zielgruppen aktiv zu beteiligen.
Wichtig ist es aber, eine Struktur zu finden, wo auch allgemeinere Wünsche zu den Angeboten geäußert werden können, ohne dass sie untergehen. Auch die Rückmeldung, was von ihren Wünschen umgesetzt werden kann und was nicht, sollte auf keinen Fall vergessen werden. Aber das Wichtigste ist eigentlich die Einstellung und Bereitschaft der Mitarbeiter*innen, dass die Meinungen der Kinder, Teenies und Jugendlichen ernst genommen werden und sich auch auf die Angebotsplanung und -gestaltung auswirken. Dies führt zu einer stärkeren Identifikation mit der Einrichtung und so auch oft zu einer erhöhten Teilnahme an den Angeboten und zu mehr Vertrauen zu den Mitarbeiter*innen. Welche Form der Beteiligung die richtige ist, muss jedes Team je nach Gegebenheiten entscheiden.
Angelika Stuparek
JUVIVO.06
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