Wer die letzten Jahre in der Jugendarbeit tätig war, wird an Begriffen wie „Snap” und „Insta” kaum vorbei gekommen sein. Auch unser Verein hatte die letzten Jahre bereits einen Einrichtungsaccount, den wir mal mehr mal weniger oft mit Bildern fütterten. Für uns stand vor allem in der Anfangsphase ein Ausprobieren im Vordergrund: Welche Inhalte werden von den Jugendlichen geteilt? Wie müssen wir auf dieser Plattform kommunizieren? Wie verändert das unsere Arbeit?
Unsere Beobachtungen aus der nahen Vergangenheit zeigten, dass die Besucher*innen der Fixangebote oftmals mehr mit dem Laden ihrer Smartphones und dem Abhängen in den Apps beschäftigt waren, als miteinander zu sprechen. Auch im öffentlichen Raum zeigte sich eine Tendenz hin zu mehr Screentime. Im Rahmen des Jugendparlaments werden vermehrt Ideen eingebracht die unmittelbar mit dem Smartphonegebrauch einhergehen (z.B.: Ladestation in den Parks) und auch der wiederholte Ruf nach leistungsstarkem WLAN im öffentlichen Raum ist ein Indiz dafür, dass ein Leben ohne Smartphone für viele Jugendliche kaum vorstellbar ist.
Instagram als Online-Streetwork Instrument
Aufgrund dieser Tatsachen und dem lebensweltlich orientierten Zugang zu unserer Zielgruppe war es an der Zeit einen für uns passenden und zeitgemäßen Umgang mit Instagram zu finden. Dabei standen wir teamintern zu Beginn durchaus auf verschiedenen Standpunkten: Manche waren für individualisierte Accounts andere befanden einen gemeinsam geführten Account als das probatere Mittel. Nach dem Abwägen verschiedener Argumente entschieden wir uns letztlich einstimmig für einen gemeinsamen Account aller Teammitglieder, der auf „Privat” gestellt ist. Dies bedeutet, dass zuerst eine Anfrage gestellt werden muss bevor von uns geposteter Inhalt ersichtlich ist. Wir nehmen die Anfragen der Jugendlichen an und fügen sie gleichzeitig zu der Kategorie der „engen Freunde” hinzu. Der Grund dahinter: Gewisse Storys (z.B.: Ankündigungen von Angeboten) adressieren wir nur an Jugendliche. Wenn wir eine Anfrage erhalten sehen wir dies als Kontaktaufnahme und folgen der Person ebenso. Sollten Jugendliche, die uns folgen und wir ihnen, ein weiteres Profil eröffnen erlauben wir uns bei einem privaten Profil eine Kontaktanfrage zu senden (der Hintergedanke: Zum einen haben sie uns schon einmal erlaubt ihnen zu folgen zum anderen haben sie die Möglichkeit die Kontaktanfrage nicht anzunehmen, sollten sie es nicht wollen). Diese Handhabe entstand mit der Zeit da sich gezeigt hat, dass die Frage „Darf ich dir auf Instagram folgen?” im „echten” Leben oftmals gekünstelt wirkt ist und unpassend erscheint.
Mit einem aktiveren Instagram Auftritt wollten wir zum einen unsere Zielgruppe über Angebote informieren, zum anderen ihnen durch ausgewählte Beiträge uns wichtige Werte und Haltungen zukommen lassen.
Aus der virtuellen Welt in die reale!
Instagram hat es 2016 seinem Konkurrenten Snapchat gleichgetan und eine Funktion in die App integriert, die Inhalte nur für 24 Stunden für andere Nutzer*innen sichtbar sein lässt, die sogenannten „Storys”. Um aktuelle Ereignisse aus dem Leben zu teilen werden die Storys von den Nutzer*innen weit öfter als die „normalen” Fotopostings verwendet. Von Essensfotos bis hin zu Fragen „Wer mag sich treffen?” ist alles dabei. Diese Storys nutzen wir aktiv und passiv: Für uns können die geteilten Inhalte beim nächsten persönlichen Treffen als Ausgangspunkt für ein Gespräch dienen. In passenden Situationen nutzen wir die Funktion um niederschwellig auf gepostete Storys zu reagieren. Daraus entstanden manchmal Gespräche, manchmal waren die Antworten auf Smileys oder auf ein Wort beschränkt.
Partizipation ade?
Ein Versuch war es anhand von uns geposteten Storys unsere Zielgruppe in einen Entscheidungsprozess einzubeziehen. So haben wir nach einiger Zeit versucht zu erfragen, was wir denn an unserem Instagram Auftritt verbessern könnten. Die Rückmeldungen ließen sich jedoch an einer Hand abzählen. Auch bei Themen, die der Zielgruppe vermeintlich näher sind (z.B.: was gemeinsam gekocht werden kann) gab es kaum Rückmeldungen.
Allgemein lässt sich festhalten, dass die Resonanz bei Fragen, zu denen sie selbst etwas schreiben mussten, kaum vorhanden war. Mehr Anteilnahme gab es bei Abstimmungen, Ja/Nein Fragen und Fragen bei denen eine oder mehrere Antworten ausgewählt werden konnten.
Inwieweit Jugendliche von unseren geposteten Inhalten auf Instagram angesprochen werden, lässt sich schwer abschätzen, da sich die Besucher*innenzahl bei den Fixangeboten nicht großartig verändert hat. Der zuletzt gestartete Versuch bei Schlechtwetter unseren Raum zu öffnen und dies über Instagram anzukündigen, hat jedoch durchaus den einen oder die andere zu uns gelockt. Zu beobachten war auch ein Anstieg der eingehenden Nachrichten über die Direktnachrichten Funktion auf Instagram.
Lohnt es sich nun Zeit in Instagram zu investieren?
Ja, auf jeden Fall! Auch wenn es anfangs recht zeitaufwendig war und der „Erfolg” schwer messbar ist.
Social Media (in welcher Form auch immer) ist eine Lebensrealität unserer Zielgruppe.
Und wenn immer wieder ein „Ich hab gesehen, dass ihr offen habt” zu hören ist, dann bestätigt sich das.
Christian Lengyel,Verein Back Bone,