Seit Beginn der Covid-19-Ausgangssperre haben wir nach Wegen gesucht die Kinder und Jugendlichen, die unsere Angebote nutzten, in dieser neu entstandenen Situation zu unterstützen.
Besonders machten wir uns Sorgen um die Mädchen*, da wir durch den Online-Kontakt mit ihnen, sowie durch den Austausch mit anderen Jugendarbeiter*innen, auf die spezifische Schwierigkeiten aufmerksam wurden, mit denen sie jetzt konfrontiert waren. Um hier nur einige zu nennen: Ansteigen von Angst, Panik und Unsicherheit; Eingesperrt-sein zu Hause; Unmöglichkeit die Freund*innen zu treffen und Körperkontakt zu haben; Fehlen des Internets zu Hause oder Abhängigkeit vom Internet der älteren Geschwistern. Der Druck, traditionelle Geschlechterrollen zu erfüllen, nahm zu, während die Mädchen* aufgrund ihres Geschlechts mehr Care-Arbeit (unbezahlte), emotionale und pflegerische Arbeit im Haushalt leisten mussten, einschließlich einer verstärkten Betreuung jüngerer Geschwister. Außerdem standen sie unter Druck aufgrund der schwierigen, existenziellen Situationen in denen sich ihre Eltern befanden. Viele von ihnen verloren ihren Arbeitsplatz oder mussten in ansteckungsgefährdenden, risikoreichen Jobs arbeiten. Außerdem erhöhte sich geschlechtsspezifische Gewalt als eine der Folgen der Quarantäne.
All dies brachte uns auf die Idee die Geschichten aus den Büchern unserer Bibliothek „Good Night Stories for Rebel Girls 1&2“ vorzulesen und auf Video aufzunehmen. Mit der Zeit haben mehr und mehr Mitarbeiter*innen an dem Projekt teilgenommen, einschließlich männlicher* Mitarbeiter. Wir haben dabei Instagram und Youtube als Plattformen genutzt, um unsere Zielgruppe für gesellschaftskritische, feministische Themen zu sensibilisieren.
Aufgezeigt haben wir empowerte, selbstbewusste, tatkräftige Frauen* aus unterschiedlichen Hintergründen und damit eine Bühne eröffnet, um ihre vielfältigen Geschichten zu präsentieren und zu feiern. Unser Ziel war dadurch die Mädchen* zu ermutigen sie selbst zu sein, ihre Träume nicht aufzugeben und für diese zu kämpfen. Um den Inhalt auch den Mädchen*, die (noch) nicht lesen können oder wollen, zugänglich zu machen, haben wir die Geschichten vorgelesen. Die Bilder dieser Frauen* machen die erzählten Geschichten greifbarer und näher. Primäre Zielgruppe waren Mädchen*, unser Absicht war aber auch Burschen* erreichen, sowie Eltern, die ebenfalls unsere Insta-Seite folgen. Mit dem Projekt wollten wir die patriarchalen Zustände sichtbar machen und kritisieren mit dem Versuch andere Rollenbilder und Möglichkeiten aufzuzeigen.
Die biografischen Geschichten von mutigen Frauen* zeigen auf wie Frauen* in unserer Welt aufgrund des Geschlechts, aufgrund ihrer Hautfarbe, aufgrund der Behinderung, wegen der Armut in der sie lebten, durch den Kriegszustand und Flucht oder wegen ihren nicht normativen Wünschen diskriminiert werden, aber auch, wie diese Frauen* viele Hindernisse auf ihrem Lebensweg überwunden haben, um ihren Ideen und Träume zu folgen.
Dargestellt werden Frauen*, die gegen Faschismus und andere Arten von Diktaturregimen kämpften; Frauen*, die für das Recht ihre Meinung zu äußern kämpften; Frauen*, die glaubten, dass sie es verdienen, ihren Beruf selbst zu wählen; Frauen*, die klar sagten, dass sie keinen Mann brauchen, um vollkommen zu sein.
Unser Ziel war auf diesem Weg Mädchen* zu unterstützen damit sie sich in der Zeit von “social distancing” weniger allein fühlen. Mit der eindeutigen Nachricht „You can do it too!“ wollten wir sie stärken und ermutigen. Schlussendlich liegt es in der Verantwortung von uns Erwachsenen diese Welt zu verändern und die für jedes (kleine) Mädchen zu einem sichereren Ort zu machen mit der Hoffnung, dass sie nicht so viel leiden und kämpfen müssen, nur um ein sicheres und glückliches Leben führen zu können.
Die Videos sind auf unserer Insta-Seite unter dem Highlight # mäzipodcast und auf unserem Youtube-Kanal verfügbar.
Iva Marković
Kiddy&Co – Aufsuchende Kinder- und Jugendarbeit Penzing
Kontakt: