Um den Jugendlichen einen spielerischen Zugang zum Thema Medienkompetenz zu bieten, hat sich der Jugendtreff Steinbauerpark des Vereins RDK LV Wien eine für die offene Jugendarbeit eher ungewöhnliche Art der Vermittlung überlegt.
„Ausstellung“ – klingt ungefähr so sperrig wie „Medienkompetenz“
Und passt mit der Lebenswelt Jugendlicher vermutlich so gut zusammen wie Broccoli mit meinem 6-jährigen Neffen. Aber so wie die Mitarbeiter*innen des Jugendtreffs Charis Quarar und Christian Eichinger eine Solche verstehen, ist sie ein gut durchdachtes pädagogisches Werkzeug zur Medienbildung, das mit kreativen Installationen eine große Bandbreite des Themas abdeckt – und Spaß macht.
Evolution of Media ist in vier Segmente geteilt: Mediengeschichte, Freizeiteinteilung und Mediennutzung, Zukunftsvisionen, und Bildgestaltung und –Manipulation. Das Design der interaktiven Exponate ist immer anders und lädt jedes Mal zur aktiven Auseinandersetzung ein.
„Das hab ich als Kind noch verwendet!“
Das Exponat zur Mediengeschichte ist eine große Schautafel auf der sich verschiedenste Exponate befinden (Schallplatte, Kassetten, etc.), teilweise abnehmbar und verwendbar. „Vierteltelefon!“ denk ich mir sofort und auch, dass mich diese Assoziation möglicherweise als Mediengreisin outet. Darum geht es – die technischen Veränderungen in der Mediengeschichte veranschaulichen und diese in Bezug zur eigenen Geschichte setzen. Fotonegativstreifen oder Walkman – irgendwas davon wurde von der Mutter, dem älteren Bruder oder sogar von einer/einem selbst als Kind früher noch verwendet.
Schule des Sehens
Die Auseinandersetzung mit Bildgestaltung und -manipulation beinhaltet zwei Beispiele manipulierter Fotos anhand derer das Hinterfragen von Bildmaterial angeregt wird. Besonders gelungen ist, dass eine technisch aufwendige als auch eine sehr einfache Wahrnehmungsmanipulation gezeigt wird. Ein Exponat ist ein mit einem Programm bearbeitetes Bild. Original und Endprodukt sind auf transparente Folien ausbelichtet, auch der Bearbeitungsschritt wird in Form einer Zwischenebene sichtbar – ähnlich den Ebenen eines Bildbearbeitungsprogrammes. Das zweite Ausstellungsstück zeigt dagegen auf einprägsame Weise, dass es auch manchmal reicht nur den Bildausschnitt zu verändern, um die Aussage eines Bildes und damit verbundene Emotionen grundlegend zu beeinflussen.
Wanderausstellung
Nachdem Evolution of Media über zwei Monate im Jugendtreff Steinbauerpark ausgestellt war, wird sie nun an andere Einrichtungen der Wiener Jugendarbeit verborgt. Einige haben bereits angefragt – es sind aber noch Plätze frei, wie mir Einrichtungsleiterin Ruth Preining versichert. Wer Genaueres wissen will: Das „Handbuch zur Ausstellung“ beschreibt alle Teile sehr anschaulich (inklusive Fotos und Grafiken), erklärt wie die Einzelteile im Treff installiert werden können und gibt Betreuungshinweise für die Arbeit mit den Jugendlichen.
Text: Monika Morawetz, Verein Rettet das Kind