„Bilden bisher vorliegende Befragungen über Handy- und Socialmedia-Nutzung die Realität „unserer“ Kinder und Jugendlichen ab?“
Das fragten wir (MitarbeiterInnen des Vereins JUVIVO sowie der MA 13 Fachbereich Jugend) uns im vergangenen Jahr. Kommen doch NutzerInnen unserer Angebote häufig aus ökonomisch benachteiligten Familien, in denen sowohl der Zugang zu technischen Geräten, als auch die Verfügbarkeit von Datenvolumen aus finanziellen Gründen begrenzt sind.
Da wir es genauer wissen wollten, entwickelten wir einen Onlinefragebogen. Diesen Fragebogen füllten zwischen September und November 2018– unterstützt von Vereinen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) sowie den Wiener Kinder- und Jugendorganisationen (Wikjorgs) insgesamt 422 Kinder und Jugendliche aus.
Hier die wesentlichsten Ergebnisse:
- 90% der Befragten besitzen ein Handy. Wer keines hat, nutzt Geräte von FreundInnen und/oder Familienmitgliedern
- Auch „unsere” Jugendlichen nutzen vorrangig Whatsapp, Youtube, Instagram, Snapchat und Facebook. Vgl. Internetmonitor von Safer Internet
- Ein Großteil „unserer Jugendlichen” hat Zugang zu Internet und Social Media. Wer keinen hat, nützt Möglichkeiten des Zuganges über FreundInnen, Familie, Jugendeinrichtung oder Schule.
- 54% der befragten Jugendlichen aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit besitzen ein Handy mit Handyvertrag bei den Wikjorgs verfügen 87% über ein Handy mit Vertrag. Wertkartenhandys, die nur ein beschränktes Datenvolumen zur Verfügung stellen, werden dementsprechend weitaus öfter von OKJA Jugendlichen (32%) als von den UmfrageteilnehmerInnen der anderen Gruppe (nur 7%) genutzt. Hier ist anzumerken, dass die UmfrageteilnehmerInnen aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit aber auch jünger waren als jene der Wikjorgs, was möglicherweise auch die unterschiedliche Wertkartennutzung erklärt.
- Unterschiede zwischen Jugendlichen der OKJA und der Wikjorgs zeigen sich auch beim Gebrauch ihrer Handys. Jugendliche aus der OKJA verhalten sich in der Nutzung des Handys „passiver”-also konsumorientierter, spielen mehr, hören mehr Musik. Wenn sie etwas nachrecherchieren möchten, verwenden sie auch eher Youtube als Informationsportal/Quelle anstelle von beispielsweise Wikipedia. Jugendliche der Wikjorgs sind wesentlich aktiver bei der Handynutzung, spielen weniger, wenden eher die gestalterischen Möglichkeiten (Filmen, Fotografieren) ihrer Handys an.
Was heißt das für die JugendarbeiterInnen der OKJA?
Es ist zwar erfreulich, dass „unsere” Kinder und Jugendlichen weniger als vermutet von den Zugängen zu Internet/Social Media ausgeschlossen sind, dennoch zeigen sich (altersbedingt) Unterschiede bei Zugangsoptionen und Dauer im Vergleich zu den UmfrageteilnehmerInnen der Wikjorgs.
Wir JugendarbeiterInnen und FreizeitpädagogInnen sind wesentlich dazu aufgefordert, die gestalterischen Nutzungsmöglichkeiten der Smartphones mehr auszuschöpfen und eben auch Jugendliche darin zu bestärken, sich auszudrücken und kreativ zu agieren (Filmen, Fotografieren, Musik machen…). Darauf ist aus unserer Sicht ganz klar noch mehr Fokus zu legen, als bisher.
Wir bedanken uns bei allen die mitgemacht haben.
Die vollständige Auswertung findet sich unter:
Katharina Röggla, Verein JUVIVO
Christina Pantucek-Eisenbacher, MA 13 Fachbereich Jugend,