Anfang des Jahres gingen mit Fridays For Future (FFF) Woche für Woche tausende junge Menschen auf die Straße. Doch dann kam Corona, veränderte unser Leben und das der jungen Menschen schlagartig und ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe wurde zu einem wichtigen Thema. Laut Österreichischem Freiwilligenbericht engagiert sich jede_r dritte Jugendliche in der Freizeit in unterschiedlichen Projekten. Auch im Rahmen des großen Beteiligungsprojektes Werkstadt Junges Wien bekräftigten die teilnehmenden jungen Menschen ihre Bereitschaft, zur positiven Veränderung ihrer Stadt aktiv beizutragen und mitgestalten zu wollen, wie Gemeinderätin Marina Hanke in ihren einleitenden Worten zur Tagung betonte. Jugendliche wollen sich zivilgesellschaftlich engagieren, doch wie kann die Jugendarbeit sie dabei unterstützen?
Die Notwendigkeit von zivilgesellschaftlichen Engagement im Allgemeinen und Widerstand gegen jede Art von Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung im Speziellen betonten Susanne Scholl von OMAS GEGEN RECHTS und Veronika Winter von Fridays For Future Wien in einer Doppelconference zum Auftakt der Tagung. Ende 2017 protestierten die OMAS GEGEN RECHTS erstmals gegen die Türkis-Blaue Regierung, ein Jahr später starteten die Demos und Schulstreiks von Fridays For Future, um auf den drohenden Klimakollaps aufmerksam zu machen. Sich zu engagieren ist kein Privileg für eine kleine Elite, das Aufbegehren gegen Unrecht ist gleichgeblieben, nur die Strategien und Methoden der Umsetzung haben sich durch die Digitalisierung und neue Kommunikationsformen verändert. Ihr Fazit: Egal ob Alt oder Jung, jeder kann mitmachen. Es ist wichtig, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren und sich dabei Verbündete zu suchen, indem man offen auf die Menschen zugeht. Durch aktives Handeln in der Gemeinschaft für ein gemeinsames Ziel steigt unsere Selbstwirksamkeit.
Die Online-Tagung bot den fast 90 Teilnehmer_innen verschiedene Einblicke in zivilgesellschaftliches Engagement junger Menschen, vom Klimastreik bis zu ehrenamtlicher Jugendarbeit, ergänzt durch Fakten und Zahlen aus dem aktuellen Freiwilligenbericht und Best Practice-Beispielen aus der Offenen und Verbandlichen Jugendarbeit. Bei Sale für Alle können junge Menschen bei einem ehrenamtlich geführten Jugendzentrum mitarbeiten. „Kicken ohne Grenzen“ startete als eine private Initiative mit engagierten Freiwilligen, die mittlerweile bis zu 120 fußballbegeisterte Jugendliche betreut und auch Lernhilfe anbietet. Die Muslimische Jugend Österreich zeigte anhand des Projekts Fasten-Teilen-Heilen das sozial-karitative Engagement der verbandlichen Jugendorganisationen auf. Partizipation im Sinne von Teilhabe, bei der sich Jugendliche selbstwirksam erleben, ihre Fähigkeiten entdecken und Potentiale entwickeln können und sich als autonom handelnde Subjekte erleben – wie dies in verschiedenen Teilhabe-Projekte für unterschiedliche Zielgruppen, je nach Alter, umgesetzt werden konnte, präsentierte der Verein Wiener Jugendzentrum.
Die aktuellen Zahlen zum Engagement junger Menschen aus dem 3. Freiwilligenbericht zeigen klar auf, dass junge Menschen ihr Umfeld mitgestalten und sich am gesellschaftlichen Geschehen beteiligen. Sie wollen etwas bewegen, etwas für die Gemeinschaft tun und haben auch persönlich etwas davon. Sie können ihre Erfahrungen auch für zukünftige Bewerbungen verwenden, denn ein Ehrenamt macht sich gut im Jobprofil. In informellen Bereichen wie Nachbarschaftshilfe engagieren sich mehr junge Frauen, Burschen eher in formalen Kontexten wie Vereinen. Jugendliche wollen ihre Freizeit sinnvoll gestalten, sich engagieren und dabei Spaß haben. Gesellschaftliche Teilhabe ist allen jungen Menschen, egal wie alt sie sind, zumutbar, bzw. muss allen aktiv ermöglicht werden und dafür brauchen sie die Unterstützung der Wiener Jugendarbeit und der Stadt Wien.
Eine Doku und Unterlagen findet ihr unter: www.wienxtra.at/ifp/Tagung
Sonja Brauner
WIENXTRA- Fachsbereichsleitung Kind, Jugend & Bildung
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