Berlinreise vom Jugendtreff Pfarrgasse

Ganz im Zeichen des MA13 – Jahresschwerpunkts IchDuWir.JA war es das Ziel dieses geschlechtssensiblen Mädchenprojektes, den weiblichen Jugendlichen nicht nur einen Raum und Angebote zur Verfügung zu stellen, sondern „Neues erleben“ in den Mittelpunkt zu bringen. Voller Vorfreude und Neugier brachen aus diesem Grund die Mitarbeiterinnen des Jugendtreffs Pfarrgasse gemeinsam mit acht Mädchen und jungen Frauen zwischen 15 und 20 Jahren auf, um die Metropole Deutschlands zu erkunden.

Nach einer fast schlaflosen Nachtanreise mit dem FlixBus stand die Müdigkeit zwar allen ins Gesicht geschrieben, jedoch überwog die Neugierde und Aufregung. Berlin ist reich an Kultur und Geschichte, und so standen auch direkt einige bedeutende Sehenswürdigkeiten auf dem Programm: der Reichstag, die East Side Gallery, das Holocaustmahnmal und das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt, das Brandenburger Tor. Die langen Fußmärsche waren geprägt von einigem Klagen, aber auch vielen Fragen zu den Sightseeing-Highlights.

Durch eine Führung der Stiftung Berliner Mauer sowie dem Grenzübergang Checkpoint Charlie konnte die Atmosphäre der einst geteilten Stadt erlebt werden. Doch nicht nur die Geschichte der Mauer und die Schicksale der Menschen, die von ihr betroffen waren, bewegten und beschäftigten die Jugendlichen. Auch der Besuch des Jüdischen Museums Berlin ermöglichte ein Eintauchen in die vielschichtige Welt, die Geschichte und die Kultur der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Gerade die dort vorhandenen handschriftlichen Briefe sowie Fotos der Opfer und deren persönliche Geschichten machten die Schicksale der jüdischen Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus für die Jugendlichen greifbar und ermöglichten eine ausführliche Reflexion des Gesehenen.

Ebenfalls besuchten wir das Jugendkulturzentrum Königstadt. Neben dem Erkunden der Räumlichkeiten konnten Andenken in Form von T-Shirts und Taschen selbst mit Siebdrucktechnik bedruckt und so ein Stück Berlin mit nach Hause genommen werden. Hierbei war es für die Jugendsozialarbeiterinnen wichtig, den Jugendlichen ein Andenken an die (für einige) erste Reise ohne Familie, unabhängig von finanziellen Ressourcen, zu ermöglichen.

Bei einem gemeinsamen Reflexionsabend einige Wochen nach der eigentlichen Reise wurden die Fotos auf einer Leinwand beim Verspeisen der selbst zubereiteten Kumpir angesehen und über die High- und Lowlights gesprochen. Das Feedback war durchwegs positiv. Anschließend daran wurde ein Film zum Thema Beziehungen zu Zeiten der Berliner Mauer gezeigt. Die dadurch entstandenen Diskussionen und Gespräche weckten das Interesse der Jugendlichen und so werden derzeit gerade weitere Kinoabende mit Filmen wie „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ geplant, die zum einen bekannte Orte in Berlin abbilden, zum anderen methodisches Arbeiten zum Thema Sucht ermöglichen.

Abschließend kann gesagt werden, dass durch die Eindrücke der dreitägigen Reise das Demokratieverständnis der Zielgruppe gesteigert werden konnte. Die gemeinsamen Erinnerungen sind Teil gelingender Beziehungsarbeit, die auch das weitere Arbeiten mit den Jugendlichen positiv beeinflussen wird. Und wo es nächstes Jahr hingehen soll, wird wahrscheinlich jetzt gerade diskutiert.

Autorin: Nicole Neubauer
Jugendtreff Pfarrgasse, Verein Rettet das Kind
Kontakt:

Stadt Wien MA13

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