Der Wienerberg ist einzigartig – wir alle wissen es. Wilde Tiere soll es geben, Mord und Todschlag im Gebüsch oder gefährliche Nackte, Hunde entdecken fremdartig erscheinende Knochen, nachts ist es finster und unheimlich. Das sind nur einige der Mythen und Geschichten und Wahrheiten rund um das Naherholungsgebiet. Ob sie stimmen oder nicht, sie machen das Gebiet für viele zu einer No-go-Area.
Mythen und Gerüchte
Im Rahmen der Jugendarbeit am Wienerberg hört man seltsame Dinge über diese große und großartige Grünfläche im 10. Bezirk. Jugendliche erzählen, dass sie eigentlich lieber nicht dorthin gehen. Teenies berichten, dass ihre Eltern und Verwandten ihnen verbieten, die Spiel- und Sportflächen dort zu nutzen. Kinder kommen verzweifelt, weil ihre Mutter nicht erlaubt, dass sie mit den Jugendarbeiter_innen von just Wienerberg im Erholungsgebiet Baumhaus bauen dürfen.
Die Idee, das alles in einer fiktiven Dokumentation zu verarbeiten, begleitet uns schon lange. Denn im wirklichen Leben gibt es ein ganz anderes Erholungsgebiet: einen Freiraum mit Platz für Menschen, Tiere und Ideen. Der Wienerberg bietet die Möglichkeit, Freizeit in ganz unterschiedlicher Form zu gestalten und zu erleben, er unterstützt die Selbstorganisation und Kreativität der Nutzer_innen und erlaubt, Natur im urbanen Umfeld zu genießen. Also konnten wir – weil wir die Gefahr richtig darstellen wollten – nicht auf die realen Erfahrungen und Erlebnisse der Menschen zurückgreifen.
Die Arbeit an der Mockumentary beginnt
Im Jänner 2018 begannen wir mit der Arbeit am Projekt. Interessierte Jugendliche bildeten eine kleine Filmcrew (die sich im Verlauf des Projekts immer wieder veränderte), erstellten einen ungefähren Fahr- und Zeitplan, planten unsere nächsten Schritte und teilten Rollen für die benötigten Positionen ein.
Zu Beginn ging es darum das Naherholungsgebiet zu erkunden und die Leute, die dieses nutzen, kennenzulernen. Also zogen wir, bewaffnet mit Kamera und Mikrofon, los und interviewten Menschen im und um den Wienerberg zu ihren Erlebnissen, Geschichten und Erfahrungen. Parallel dazu, nutzten wir das – eher dunkel, nebelig, feuchte – Wetter der Semesterferien, um sowohl gruselige Szenen sowie tolle Naturaufnahmen und Einstellungen auf dem Naherholungsgebiet zu drehen.
Im weiteren Verlauf komponierten Jugendliche die Hintergrundmusik, spielten Soundeffekte ein, schrieben und spielten fiktive Szenen und recherchierten die Geschichte des Wienerberges. Ergänzt wurden unsere Recherchen durch Gespräche mit dem Fischereiverein am Wienerberg, der lokalen Polizeiinspektion und wir arbeiteten auch Ergebnisse einer sozialräumlichen Untersuchung von Studierenden der FH Campus Wien ein.
Das Arbeiten am Ton und Geräuscheffekten, das Einsprechen von Texten, die Einarbeitung aller Bildern (und die rechtliche Abklärung, ob wir das auch dürfen) und viele Herausforderungen mehr verzögerten die Fertigstellung dann doch noch beträchtlich. Die beteiligten Jugendlichen blieben zum Glück bis in den Sommer hinein bei der Sache.
Und so gab es am 7.9.2018 bei just@klubKW die Premiere von Akte Wienerberg. Und nun auch auf unserem YouTube-Channel:
Akte Wienerberg als good practice
Das Mockumentary-Filmprojekt wurde außerdem beim „Digitally Agile Youth Work“ Erasmus plus-Projekt als ein „good practice“ Beispiel ausgewählt, begleitet und portraitiert. Den Beitrag dazu findet man auf www.digitalyouthwork.eu/