Das Thema Erreichbarkeit von Jüngeren tauchte bei den vorangegangenen Stammtischen der Wiener Jugendarbeit immer wieder in Zusammenhang mit anderen Themen auf. Die Teilnehmer*innenzahl beim 5. Stammtisch der Wiener Jugendarbeit spiegelt das wieder – denn über 45 Kolleg*innen sind zum Schwerpunktthema Erreichbarkeit von Kindern und Offline Erreichbarkeit in unser Zoom-Meeting gekommen.
Ein herzliches Dankeschön an Maga Michaela Waiglein-Wirth von den Kinderfreunden aktiv aus dem 10. Bezirk für ihren interessanten und informativen Beitrag und für die Zeit all unsere Fragen zu beantworten.
“Zuerst wurde uns, wie auch wahrscheinlich euch allen, von einem Moment auf den anderen der Teppich unter den Füßen weggezogen und wir durften von einem Moment auf den anderen nicht mehr für die Zielgruppe da sein.”
Maga Michaela Waiglein-Wirth, Kinderfreunde aktiv
Änderungen zu Zeiten von Corona
Michaelas Team arbeitet vor allem mit eher bildungsferneren und einkommensschwächeren Familien und deren Kindern. Am Anfang der Corona Pandemie war viel Unwissenheit im Raum, alle mussten auf die Antworten und Reaktionen der Bundesregierung, der Stadtregierung, der MA13, daraufhin des Vereins und zum Schluss des Bezirkes warten. Dies dauerte für die junge Zielgruppe viel zu lange. Den Jugendarbeiter*innen war bewusst, dass sie so schnell wie möglich für die Kinder wieder erreichbar sein wollten.
Es wurde mit einfachen Anrufen begonnen. Die Nummern der Kinder bzw. deren Eltern hatte das Team von Ausflügen oder Projekten in den Diensthandys der einzelnen Teams gespeichert. Jedoch hat jedes Team nur ein Diensthandy, daher ergab sich ein Pool von ungefähr 30 Familien mit je 3-6 Kindern, welche anfänglich erreicht werden konnten. Von ihnen erhielten die Mitarbeiter*innen wiederum neue Nummern und immer so weiter. So klinkten sich die Jugendarbeiter*innen auch in schon bestehende WhatsApp-Gruppen, die von den Kindern und Jugendlichen bereits erstellt worden waren, ein.
Kurzer Exkurs zum Stammtischthema “Datenschutz” der Woche davor: Michaelas Meinung zum Speichern von Telefonnummern in Diensthandy: „Dadurch dass alle Diensthandys mit einem Entsperrcode gesichert sind, bewahren wir dort alle uns zugänglichen Telefonnummern von Familien und Jugendlichen auf“.
Doch leider kam schnell die Erkenntnis, dass so nicht alle erreicht werden konnten. Es wurde sehr viel Zeit ins Telefonieren, SMS schreiben, WhatsAppen sowie Videotelefonieren investiert. Teilweise teilten sich 5-10 Leute in einem Haushalt ein Handy, welches während Telefonaten auf den Tisch gelegt wurde, damit so viele wie möglich mithören konnten.
Angebotserweiterung durch Verwendung eines Padlets
Doch als ein Team weit mehr als 100 Nachrichten in einer Nacht erhielt, wurde ihnen bewusst, dass sie andere Lösungen benötigten. Michaelas Team erfuhr von der Möglichkeit eines Padlets, welches auch in Volksschulen verwendet wird und welche u.a. für das Arbeiten mit der Zielgruppe der Jüngeren geeignet ist. Sie arbeiteten sich in die Plattform ein, sehr schnell, kam viel positives Feedback, Rückmeldung und Interaktion mit den Kindern wurde möglich.
Um auch Kinder, welche über keine geeigneten Endgeräte verfügten, zu unterstützen, gelang es 12 gratis Laptops für Familien bereit zu stellen. Diese dürfen auch nach der Pandemie von den Kindern behalten werden. So können diese Kinder endlich an den Online Unterrichtsmethoden ihrer Schule teilnehmen und sie können mit dem Team der Parkbetreuung über Padlet in Kontakt bleiben.
Weitere Aktivitäten und nächste Schritte
Über Telefon und Padlet wurden die so erreichten Kinder gefragt, was sie derzeit benötigen. Dabei wurde deutlich, dass die meisten Kinder sich Bastelmaterialien wie Kleber, Stifte, Scheren, Bastelvorlagen u. ä. wünschten. So wurde damit begonnen, Mal- und Bastelvorlagen selbst zu erstellen und zu kopieren, manches wurde online bestellt. Danach wurde das Fair-Play Team, welches im Außendienst tätig sein durfte, gebeten mit den Familien und Kindern in Kontakt zu treten und die erwünschten Materialien auszuteilen.
Ab 04.05.20 gibt es erste Lockerungen. Es ist geplant eine Ankreuzliste zu führen, in der sich die Kinder eintragen können, ob sie ein Malsackerl, ein Bastelsackerl und/oder ein Rätselsackerl benötigen. Jedes Kind darf von jeder Sorte ein Sackerl haben. Zusätzlich werden Spiel- und Sportartikel verschenkt, welche durch die Sponsoren der Kinderfreunde gesammelt werden konnten.
Ab Mitte Mai werden wieder Spiele verliehen, derzeit nur Dinge die leicht desinfizierbar sind. Damit die Kinder die Möglichkeit haben mit der Familie zu Hause etwas zu spielen.
Erklärung von „Padlet“
Padlet wirbt selber damit, dass es kinderleicht zu bedienen ist, genau das konnte uns Michaela bestätigen. Auch ohne technische Vorkenntnisse kann man eine Padlet Seite erstellen und/oder mitgestalten. Jede einzelne Padlet Seite wird von Michaelas Kleinteams ganz individuell gestaltet, je nach den Interessen und Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter*innen, aber insbesondere nach den Interessen und Bedürfnissen der Kinder. Padlet ist eine Art Board/Pinwand, anhand der man die Möglichkeit hat, den Kindern sehr viel mitzugeben. Padlet kann in den individuellsten Bereichen, für unterschiedlichste Altersgruppen verwendet werden.
Die Jugendarbeiter*innen nutzen Padlet um Challenges zu erstellen, um Umfragen einzuholen oder auch den Kindern Bastelanleitung und Malvorlagen bereitzustellen. Zusätzlich kann man auch Links von anderen Webseiten verknüpfen, eigene Videos und Audiospuren hochladen. Um den Kindern etwas mitzuteilen, ihnen etwas zu zeigen, zu erklären oder einfach damit sie sehen, dass man für sie da ist.
Abschließend hat Michaela erwähnt, dass sie sich Padlet nicht mehr wegwünschen würde und ihre Teams es auch in Zukunft verwenden werden. Am wichtigsten zu erwähnen ist noch, dass Padlet eine Plattform ist, die mit den Kindern zusammen gestaltet werden kann.
Wir legen allen Interessierten eine Projektidee vom JFF zu Padlet ans Herz: https://www.jff.de/veroeffentlichungen/detail/dayw-padlet/
Im anschließenden Link befindet sich das Mural, welches während des Stammtisches von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen gestaltet wurde. Darin befinden sich Tipps, Erfahrungen und weiter Fragen: https://app.mural.co/t/ifp9500/m/ifp9500/1588245201145/cd5af96270b11570b7e355aaaad2f478de3e2d4a
Die nächsten Stammtische finden am DO 07.05.20 zum Thema: Online-Beratung und am 12.05.20 zum Thema: Selfcare statt – alle Infos dazu in den kommenden Tagen auf den wienXtra-facebook-Seiten und im Bildungsprogramm auf www.ifp.at.
Anu, Michi, Nadine (medienzentrum), Johanna, Aldo (ifp) & Stefan (jugendinfo/soundbase)