Das Thema Datenschutz stand bei den bisherigen Stammtischen der Wiener Jugendarbeit auf die Frage “Welche Themen beschäftigen Euch gerade?” ganz oben auf der Liste. Die Teilnehmer_innenzahl beim 4. Stammtisch der Wiener Jugendarbeit beweist das – über 70 Kolleg*innen sind zum Schwerpunktthema „Datenschutz“ in den Online-Raum gekommen.
Ein großes Dankeschön an Barbara Buchegger (saferinternet.at) für ihren Input und den „don’t panic“-Modus, mit dem sie unsere zahlreichen Fragen erörtert hat.
Mit ihrem Format „Frag Barbara“ auf YouTube streift sie in nahezu jedem Thema auch den Datenschutz, dieser begleitet uns und es ist eine permanente Auseinandersetzung damit notwendig.
Barbara hat für ihren Input die Plattformen Zoom, Houseparty, Discord, TikTok und WhatsApp für uns mit der Datenschutzbrille inspiziert und Für und Wider aufgezeigt.
Zoom
Zoom ist derzeit die beliebteste Videokonferenzplattform und auch mit Abstand die stabilste, wenn es um größere Gruppentreffen geht. Mit kaum einer anderen Plattform ist es derzeit möglich, so niederschwellig mit mehreren Menschen gleichzeitig eine Begegnung zu gestalten. Die Nutzung von Zoom mit einer Pro-Lizenz ermöglicht es, den Serverstandort auszusuchen, bei der kostenlosen Variante nicht. Eine klare Empfehlung zu einem Pro-Account im Arbeitskontext. Meetings mit Passwörtern schützen, um „Zoombombing“ zu vorzubeugen. Es kam auch die Frage auf, ob Zoom als Ort für Teammeetings okay ist? Ja, wenn es um Austausch geht! Barbara empfiehlt, wenn über Klient*innen gesprochen wird, dann auf jeden Fall in anonymisierter Form. Es werden bei Zoom laufend Sicherheitslücken gefüllt, allerdings gibt es derzeit keine Sicherheit auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Daher auch keine Empfehlung, Zoom für persönliche Beratungsgespräche zu benutzen. Hier lieber auf bewährte Plattformen wie beranet.de ausweichen. Ein virtueller Stammtisch zu Onlineberatung ist in Planung.
Houseparty
Houseparty ist aus Barbaras Sicht bei allen oben erwähnten Apps am ehesten jene, bei der sie Datenschutz-Bedenken hat: vermutlich werden alle Begegnungen mitgehört und gespeichert, um sie für Werbezwecken zu nutzen. Aber: die Spiele und lustigen Features regen zum Nutzen der App an.
Ganz allgemein gilt: Es ist immer eine Abwägungs-Sache! Was ist das Ziel meiner pädagogischen Arbeit? Was ist bei der Begleitung von Kindern und Jugendlichen das Wichtigste? Richtig: In Kontakt bleiben. Wenn z.B. Houseparty derzeit die einzige Plattform ist, auf der ich „meine“ Jugendlichen erreiche, dann muss ich abwägen: will ich aus Datenschutz-Perspektive zu 100% korrekt sein, oder möchte ich Kontakt zu meiner Zielgruppe halten. Ich habe es in der Hand, das WIE auszugestalten.
Discord
Discord hat sich bei Barbara als Lieblingsapp herauskristallisiert. Die Personalisierung beim Datensammlung lässt sich deaktivieren. Inhalte und Aktivitäten werden dennoch ausgelesen und können auch an Dritte weitergegeben werden. Es ist jedoch recht einfach, einen eigenen Server zu erstellen und ein virtuelles Jugendzentrum zu bauen (siehe Beitrag von Asha und Stefan am Blog).
TikTok
TikTok ist das neue YouTube bei Jugendlichen. Neben kurzen Videos, die auch ernste Inhalte vermitteln, lohnt sich eine Beschäftigung mit den für TikTok typischen Videoformaten. Kritikpunkt ist, dass die Videos recht leicht heruntergeladen werden und an anderer Stelle verwendet werden können, was per se eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Barbara empfiehlt, bei TikTiok die Inhalte zu reflektieren: Wie freizügig gebe ich mich in den Videos? Muss im Videohintergrund die eigene Wohnung deutlich erkennbar sein?
WhatsApp ist der Dauerbrenner! Als einziger der hier genannten Dienste ist WhatsApp Ende-zu-Ende verschlüsselt. Wenn dich jemand fragt, ob du eine Ausweiskopie per Mail oder lieber per WhatsApp schicken möchtest – wähle WhatsApp! E-Mails sind wie Postkarten, WhatsApp wie Briefe, meint Barbara. Nachteilig ist, dass WhatsApp auf die Kontaktdaten auf deinem Smartphone zugreift.
Datenschutz – don’t panic!
Datenschutz ganz entspannt bedeutet: keine sensiblen Daten übermitteln, im Chat keine privaten Dinge austauschen, keine Kontaktdaten an Firmen weitergeben. Ein großes Ja zu Kontakt halten, miteinander Aktivitäten gestalten, tratschen.
Das bleibt hängen: Das Schlimmste ist, aus Panik keinen Kontakt zu den Jugendlichen zu haben! Die Angst darf uns nicht aufhalten, unsere Arbeit zu machen, nämlich Kinder und Jugendliche durch diese Zeit zu begleiten.
Der nächste Stammtisch ist für DO 30.4. geplant: Wie können wir jene Kinder und Jugendliche erreichen, die unsere digitalen Angebote nicht nutzen können? (Arbeitstitel) – alle Infos dazu in den kommenden Tagen auf den wienXtra-facebook-Seiten und im Bildungsprogramm auf ifp.at.
Anu, Michi, Nadine (medienzentrum), Johanna, Aldo (ifp) & Stefan (jugendinfo/soundbase)
Der Online-Stammtisch der Wiener Jugendarbeit ist ein Projekt der wienXtra-Einrichtungen ifp, jugendinfo und medienzentrum.